Die Geschichte von der Ortschaft Aigold
Die Geschichte von der Ortschaft, die nach mir, dem Alamannen Aigold, benannt ist. Vor uns Alamannen, so vor 20.000 - 10.000 Jahren, zogen schon Jäger und Sammler den Rentier- und Wildpferdherden durch den Hegau nach. Die ersten Ausgrabungsfunde in meiner Ortschaft, eine Pfeilspitze und ein Schabmesser, stammen aus der Jungsteinzeit, 4.500 - 1.800 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Vom Volksstamm der Kelten bei uns im Hegau 1.200 - 500 berichten antike Schriftsteller.
Drusus und Tiberius, die Stiefsöhne des römischen Kaisers Augustus, sollten 15 n.Chr. den römischen Machtbereich bis zur Donau ausweiten. So kamen die Römer in den Bodenseeraum. Hier blieben die Römer auch über zwei Jahrhunderte lang, bis wir, die Alamannen, jenseits der Elbe der Saale zu Hause, im Süden neue Siedlungsgebiete suchten. Wir kämpften gegeneinander und lebten auch zeitweise miteinander. Als den Römern das Geld für die Besatzung ausging und die Truppen im Balkan benötigt wurden, nahmen wir endgültig das Land ein. Das geschah im 3./4. Jahrhundert.
Am Ufer des Krebsbaches, der hier eine enge Schlucht verlässt und durch eine breite Talaue Richtung Süden seinen Weg sucht, gründeten wir meine Siedlung. Die Siedlung des Aigold! Zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert nahmen wir Alamannen das Christentum an. Im Jahre 724 n.Ch. gründete Pirmin das Kloster Reichenau.
Eine ganz wichtige Jahreszahl ist das Jahr 764! Da wird in einer Schenkungsurkunde des Appo an das Kloster St. Gallen mein Ort als "Aighceldincas" erstmals urkundlich erwähnt. Doch schon 799 verschenkte Graf Gerold, der Schwager von Karl dem Großen, Eigeltingen an das Kloster Reichenau, die tauschten dann wieder 1174 Eigeltingen zu Gunsten Kloster Salem und 1235 beurkundete Abt Konrad von Reichenau einen Tausch im Zusammenhang mit dem Eigeltinger Wald.
Das Landgericht im Hegau und Madach hielt seine Sitzungen seit 1347 bis 1405 beinahe immer in Eigeltingen ab. Das Gericht tagte an freier Landstraße (Königstraße). Ja, mein Ort hatte in den ganzen Jahrhunderten häufig den Besitzer gewechselt. So ging es auch weiter.
Im Jahre 1540 erwarb Pankratz d.J. von Stoffeln die Ortsherrschaft über den "Flecken" Eigeltingen. Der ließ 1543 das Hegi-Schloss erbauen. Als Herrschaftssitz war es einst dazu bestimmt in seinen gewölbten Kellern den Ertrag der Weinberge aufzunehmen und in seinen weiten Speichern die Ernte des herrschaftlichen Grundbesitzes, sowie die Zins- und Zehntfrüchte der Untertanen zu bergen. Später, um 1760, wurde eine Brauerei darin untergebracht. Noch 1906 sind im Adressbuch für die gesamte Bierindustrie Europas 3 Brauereien in Eigeltingen genannt.
1595 erwirbt Wolf-Dietrich von Raitenau, Erzbischof von Salzburg, Schloss und Dorf Eigeltingen. Seitdem gehörte der Ort Eigeltingen wie einst wieder zur Herrschaft Langenstein und teilte deren Schicksale während der folgenden Jahrhunderte. Die Herrschaft Langenstein geht 1678 durch Erbschaft an Guidobald von Welsberg über. Der letzte welsbergische Herr zu Langenstein war der Reichsgraf Karl Josef Anton von Welsberg. Zu seinen Lebzeiten erfolgte der Zusammenbruch des Hl. Römsichen Reiches Deutscher Nation.
Anlässlich des Brautzuges der Erzherzogin Marie Antoinette, Tochter von Maria Theresia, spätere Gemahlin des französischen Königs Ludwig XVI, nach Paris, wurde die Straße zwischen Eigeltingen und Aach ausgebaut. Marie Antoinette, durch ihre Verschwendungssucht nicht gerade beliebt beim Volk, äußerte sich zum Hunger des Volkes: "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie Kuchen essen". Man hat sie dann auf dem Schafott etwas gekürzt.
1806 wird die Landgrafschaft Nellenburg, somit auch Eigeltingen, durch Napoleon I. dem König von Württemberg zugesprochen. 4 Jarhe später, 1810, wurde Eigeltingen badisch.
1846 erwog der Gemeinderat den Plan, das Hegi, wie man das Eigeltinger Schloss im Volksmund nennt, als Schulhaus zu erwerben. Doch Langenstein, die im Besitz des Hegi waren, waren nicht geneigt, auf ein Kaufangebot einzugehen.
Durch großherzogliches Privileg 1868 und Unterstützung des Grafen Ludwig von Langenstein wurde die Gründung der Apotheke ermöglicht.
Der deutsch-französische Krieg 1870/71 und die beiden Weltkriege forderten auch von Eigeltingen seinen Tribut. Sobald wie möglich wurden nach Ende des 2. Weltkrieges die Vereine wieder aktiviert und neu gegründet. 1973 - 1977 werden im Rahmen der Gemeindegebietsreform die vormals selbständigen Orte Heudorf, Honstetten, Münchhöf, Reute und Rorgenwies nach Eigeltingen eingemeindet. Mit 5.930 ha wird Eigeltingen die fünftgrößte Flächengemeinde im Kreis Konstanz.
Text verfasst von Adolf Orsinger
Hier haben wir für Sie historische Karten zum download hinterlegt. Zur Verfügung gestellt wurden uns diese von Adolf Orsinger.
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